Die Milchstraße zu fotografieren ist nur ein Aspekt aus dem Umfeld der Astrofotografie. Wie du die besten Bilder von der Milchstraße, der Galaxie oder auch dem Vollmond und den Sternbildern schießen kannst und welche Ausrüstung dazu brauchst, erklären wir dir in diesem Artikel. Fangen wir am besten damit an, einige Begriffe zu erklären. Was ist beispielsweise Astrofotografie?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was bedeutet Astrofotografie?
- 2 Und was ist die Milchstraße?
- 3 Sternenpositionen bestimmen
- 4 Spezialisten müssen im Gegensatz zu Hobbyfotografen einiges beachten
- 5 Welche Aufnahmen können dir als Amateur in diesem Bereich gelingen?
- 6 Sonderfall Sonnenfotografie
- 7 Wo ist der Unterschied zwischen Astrofotografie und Nachtfotografie?
- 8 Aller Anfang ist schwer – so solltest du dich vorbereiten
- 9 Mond- und Planetenaufnahmen mit der Kompaktkamera
- 10 Die meisten Möglichkeiten bietet dir die Spiegelreflexkamera
- 11 Was musst du bei der Fotografie mit der Spiegelreflexkamera besonders beachten?
- 12 Der ideale Standort für die Aufnahmen der Milchstraße
- 13 Ausrüstungstipps und Einstellungen
- 14 Wie erreichst du die richtige Belichtungszeit?
- 15 Künstlerische Nachbearbeitung
- 16 FAZIT
Was bedeutet Astrofotografie?
Die Astrofotografie beinhaltet hauptsächlich nächtliche Aufnahmen des Sternenhimmels. Dazu gehören die Himmelskörper aus unserem Sonnensystem (also nicht nur Planeten, sondern auch Meteore oder Kometen), Objekte in der Milchstraße, wie Sternhaufen oder einige der berühmten Nebel.
Neben der Sternenfotografie gehören aber auch ferne Galaxien oder Galaxiehaufen zu den beliebten Objekten begeisterter Astrofotografen. Allerdings kannst du als Hobbyfotograf nicht so tief in den Weltraum eindringen wie das Hubble Teleskop und daher nicht dieselben Aufnahmen machen.
Und was ist die Milchstraße?
Milchstraße ist ein anderes Wort für die Galaxie (auch Galaxis genannt), die unser Sonnensystem und unsere Erde beinhaltet und aus Milliarden von Sternen besteht. Geformt ist sie wie eine flache Scheibe, aber für uns Erdbewohner sieht sie beim Blick an den Himmel aus wie ein helles, leuchtendes Band, das nur am Nachthimmel sichtbar ist.
Sternenpositionen bestimmen
Die Planeten sind in ständiger Bewegung, daher musst du beim Fotografieren darauf achten, dass du auf der Suche nach deinem Objekt am Himmel auch immer die Drehungen des Sternenhimmels beziehungsweise die der Erde (Erdrotation) berücksichtigst.
Für die Positionsbestimmung der Sterne helfen beispielsweise Sternenkarten, auf denen sowohl einzelne Sterne und Planeten als auch die Sternbilder eingezeichnet sind. Hier musst du unterscheiden, wo auf der Erdkugel du dich befindest, denn du siehst die Sterne von der Südhalbkugel aus anders als von der Nordhalbkugel. Für Deutschland musst du also beachten, wo die Milchstraße über der Südhalbkugel zu sehen ist.
Die Position der Sterne, Sternbilder und der Milchstraße kannst du entweder in Handbüchern, Karten oder im Internet auf verschiedenen Seiten finden. Mit der online-Lösung kannst du auch unterwegs sicherstellen, dass du den besten Zeitpunkt und deinen Standort festlegen kannst. Je nachdem, ob du die Milchstraße aus der Schweiz fotografieren möchtest oder deine ersten Erfahrungen beim Milchstraße Fotografieren in der Eifel stattfinden.
Spezialisten müssen im Gegensatz zu Hobbyfotografen einiges beachten
Wer sich auf die Astronomie und die Astrofotografie spezialisiert hat, besitzt selbstverständlich auch Spezialkameras („Astrografen“) oder Leitfernrohre. Immerhin benötigt besonders die Raumfahrt verschiedene exakte Aufnahmen, die aus technischen Gründen oder zu Forschungszwecken viel exakter sein müssen als das ästhetische Bild eines Hobbyfotografen.
Diese Kameras können genaue astrometrische Positionen berechnen und die Helligkeit der Sterne messen sowie deren Spektren untersuchen. Wichtige Aufnahmen dieser Spezialkameras findest du in den Archiven der Sternwarten oder Observatorien. Eines der größten Archive befindet sich heute im Harvard College Observatorium, wo über eine halbe Millionen solcher Aufnahmen lagern.
Die größten Herausforderungen
Damit diese besonderen und auch wichtigen Aufnahmen gelingen, brauchen die Fotografen besonders hochwertige Objektive für die erforderliche nächtliche Langzeitbelichtung sowie einen sehr guten elektronisch gesteuerten Teleskopantrieb. Beides ist schon allein deshalb wichtig, weil die sehr weit entfernten Galaxien aufgrund der Entfernung lichtschwach sind und daher eine besonders lange Belichtungszeit benötigen.
Und gerade diese Lichtschwäche in Verbindung mit der Erdrotation sind die beiden größten Herausforderungen, denen du dich bei der Astrofotografie, der Fotografie der Milchstraße oder der Nachtfotografie erfolgreich stellen musst!
Welche Aufnahmen können dir als Amateur in diesem Bereich gelingen?
Da du keine Ausrüstung für Deep Space Aufnahmen des Weltalls zu Hause hast, kannst du zwar nicht dem Hubble Teleskop Konkurrenz machen, aber dir können dennoch hervorragende Aufnahmen der Milchstraße oder der Planeten (Mond, Mars) gelingen.
Die allerersten Mondfotos sind übrigens 1840 durch John William Draper entstanden. Eine Aufnahme des ersten Sterns (genauer: des Fixsterns Wega) gelang 1850 am Harvard College Observatory. Heute sind die Ausrüstungen wesentlich besser als damals – sowohl was die Filme oder Fotoplatten als auch die Kameras und Teleskope betrifft.
Gute Aufnahmen kannst du daher auch als Amateur mit einer guten Spiegelreflexkameras schießen. Wenn du den Mond oder einen anderen Planeten fotografieren möchtest, dann empfiehlt sich der Einsatz von Webcams, die eine ganze Reihe von Bildern machen, welche sich später digital überlagern lassen.
Besonders interessant ist diese Methode, wenn du Sternschuppen oder die Perseiden verfolgen möchtest.
Dabei handelt es sich um einen Meteorstrom, der jährlich Anfang August zu sehen ist. Im Jahr 2020 sind diese besonderen Sternschnuppen vom 17. Juli bis 24. August zu sehen. Diese Bilder kannst du mit deiner Kamera und einem Stativ gut hinbekommen. Dabei musst du nur die richtige Belichtungszeit berücksichtigen. Dazu kommen wir aber später im Text noch.
Sonderfall Sonnenfotografie
Du kannst nicht nur die Sterne fotografieren, sondern auch die Sonne. Aber man soll ja nie direkt in die Sonne schauen, das wissen wir von klein auf. Sogar wenn es spannende Sonnenfinsternisse zu bestaunen gibt, können wir diese nur mithilfe einer speziellen Brille gefahrlos verfolgen. Daher wundert es dich vielleicht, dass du trotzdem auch die Sonne und ganz besonders die Sonnenflecken fotografieren kannst. Und selbstverständlich auch die Sonnenfinsternis. Direkt durch das Objektiv in die Sonne zu schauen, ist dabei natürlich auch nicht angesagt.
Für diese Aufnahmen brauchst du daher einen Filter. Und am besten fotografierst du die Sonne nur, wenn sie tief am Himmel steht (Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang) oder wenn Nebel oder Dunst das Licht abschwächen. Dadurch kannst du sogar bei der totalen Sonnenfinsternis eine gute Aufnahmen der entstehenden Korona schießen.
Wichtig für dich ist zum Schutz der Augen, dass du Objektive mit einem Glasfilter oder spezielle, mit Aluminium bedampfte Folien (Stärke ND 5 oder 6) verwendest. Für Aufnahmen bei schwächerem Sonnenlicht kannst du zur Stärke ND 4 greifen. Diese sind problemlos einsetzbar, wenn du nur kurz belichtest (0,001 s).
Wo ist der Unterschied zwischen Astrofotografie und Nachtfotografie?
Auch bei der Nachtfotografie hast du Planeten, Sterne oder Himmelsobjekte im Hintergrund. Allerdings sind diese Motive dabei nicht die Hauptakteure. Denn bei der Nachtfotografie setzt der Fotograf beispielsweise eine Landschaft oder eine Person in den Mittelpunkt, die er ästhetisch oder künstlerisch vor den nächtlichen Sternenhimmel setzt. Damit kannst du hervorragende Panoramabilder erzielen, bei denen beispielsweise im Hintergrund eindrucksvoll die Milchstraße zu sehen ist.
Beispielsweise die Sterne über der Wüste. Warum die Wüste? Nun, in der Großstadt ist nachts alles so hell beleuchtet, dass die Sterne beinahe verblassen und kaum zu sehen sind. Das nennt man auch Lichtverschmutzung. Häufig sieht man besonders bei einem großflächigen nächtlichen Stromausfall den Sternenhimmel besonders gut. Vielleicht ist dir das sogar schon aufgefallen?
Daher erstellen Fotografen gerne nächtliche Aufnahmen vor besonders eindrucksvollen Monumenten. Beispielsweise der Steinkreis Stonehenge in England, über dem der Vollmond leuchtet? Oder die beeindruckende Kulisse von Monument Valley in den USA, wo es weit und breit kein künstliches Licht gibt, bekommt einen strahlenden Sternenhimmel als Hintergrund.
Ganz tolle Beispielsaufnahmen für solche Bilder mit der Milchstraße findest du online. Wenn du weltweit solche Aufnahmen erstellen willst, beispielsweise im Urlaub, dann achte auch bei der Positionsbestimmung auf die Verwendung der richtigen Sternenkarte. Je nachdem, auf welchem Kontinent du dich befindest (Nord- oder Südhalbkugel), ist auch die Position der Milchstraße anders. Am besten hast du für solche Zwecke stets Sternenkarten beider Hemisphären bei dir.
Aller Anfang ist schwer – so solltest du dich vorbereiten
Bevor du die ersten Fotos überhaupt schießen kannst, musst du dich systematisch vorbereiten. Du benötigst die richtige Ausrüstung, du musst das gewünschte Himmelsobjekt lokalisieren und dann natürlich deine Kamera entsprechend einstellen. Dabei gibt es verschiedene Dinge zu berücksichtigen, die wir uns nachfolgend anschauen. Beginnen wir mit der richtigen Ausrüstung.
Diese Ausrüstung solltest du besitzen
Wichtig für dich sind (wahlweise):
- Stativ (unverzichtbar!)
- Spiegelreflexkamera (optimal!)
- Kompaktkamera (sehr gut)
- Smartphone (klappt auch)
Dazu benötigst du ein Stativ mit Neigekopf und einen Fernauslöser. Aufnehmen musst du die Bilder im Dateiformat mit der geringstmöglichen Komprimierung wie TIFF oder RAW.
Und das genügt bereits als Grundausrüstung. Damit kannst du jetzt nicht nur die Milchstraße, sondern auch Sternbilder oder den Vollmond fotografieren, du kannst auch Strichspuraufnahmen damit machen oder die Begegnung zweier Himmelskörper auf Film (oder Chip) bannen.
Einschränkung beim Smartphone beachten!
Der Start mit dem Smartphone ist am leichtesten, da heutzutage jeder eines besitzt. Allerdings sind dabei die Einstellungen etwas knifflig und auf die kommt es letztlich ebenfalls an. Damit meine ich die ISO-Empfindlichkeit, die Blende oder die Belichtungszeit. Diese lassen sich nur mit speziellen Apps vornehmen, die du zunächst downloaden musst.
Als Richtlinie für die Einstellung kannst du dich daran orientieren:
- ISO 1.600
- Blende f/2.2 oder kleiner
- Belichtungszeit rund 30 Sekunden
Auf einem Stativ befestigen kannst du das Smartphone ebenfalls problemlos. Und auch in Verbindung mit deinem eventuell vorhandenen Teleskop ist der Einsatz eines Smartphones recht einfach. Die Resultate sind allerdings dennoch nicht mit denen einer „richtigen“ Kamera vergleichbar, das sollte dir klar sein.
Kompaktkameras sind ideal für Planetenfotos
Mit der Kompaktkameras gibt es bessere Bilder als mit dem Smartphone. Besonders gut geeignet sind diese Kameras für Aufnahmen von Sonne und Mond und teilweise auch von Planeten. Schwierig ist hierbei, dass du bei einer Kompaktkamera dein Objektiv nicht austauschen kannst.
Aber es ist wichtig, dass du einige andere Einstellungen manuell justieren kannst:
- Unbedingt den Autofokus ausschalten
- Vor allem den Blitz abschalten!
- Rauschunterdrückung aktivieren
Dazu kommt, dass die Kamera einen Anschluss für einen Fernauslöser benötigt und du die Belichtungszeit unbedingt manuell einstellen können musst. Sowohl bei der Kompaktkamera als auch beim Smartphone (bei dem du auch keine Objektive austauschen kannst), ist es wichtig, dass du das vorhandene Objektiv nahe an das Okular des Teleskops bringst. Diese Fotografier-Methode nennt man auch „afokal“.
Um Okular und Objektiv zu verbinden, benötigst du den bereits erwähnten Adapter. Ohne ihn kommt keine Verbindung zwischen Kamera und Teleskop zustande und es gibt keine Bilder. Die häufigste Lösung ist die, deine Kamera auf einer Platte oder Schiene zu befestigen und dann mit dem Adapter vor das Teleskop zu klemmen.
Mond- und Planetenaufnahmen mit der Kompaktkamera
Zu Übungszwecken kannst du nun die ersten schönen Bilder vom Mond (Vollmond, Halbmond) machen. Achte darauf, dass bei der afokalen Fotografie manchmal eine Vignettierung entsteht. Das ist zwar künstlerisch gesehen ein netter Effekt, aber den willst du in diesem Fall nicht haben. Zumindest nicht immer.
Um ihn zu vermeiden, musst du darauf achten, keine Okulare mit allzu kurzer Brennweite einzusetzen, am besten welche ab einer Brennweite von 12,5 mm. Und verwende auch keinen Zoom, das beeinträchtigt nur deine Bildqualität! Hinsichtlich der Belichtung musst du zu Beginn immer etwas experimentieren, um die besten Bilder zu erhalten. Olaf sagt immer, die besten Bilder beim Milchstraße Fotografieren bekommt er mit 50 mm. Aber es kommt auch immer darauf an, welche Aufnahmen du erhalten möchtest und womit du fotografierst.
Viele Fotografen behelfen sich für die bessere Fokussierung mit einem LCD Bildschirm, auf dem sie das vergrößerte Bild vor der Aufnahme vergleichen können. Dein Fernauslöser erweist dir zusätzlich gute Dienste, denn damit lassen sich Erschütterungen beim Drücken des Auslösers vermeiden.
Für Aufnahmen von der Sonne musst du an einen Objektivsonnenfilter oder einen Herschelkeil denken, um die notwendige Lichtdämpfung zu erzielen.
Die meisten Möglichkeiten bietet dir die Spiegelreflexkamera
Mit einer Spiegelreflexkamera bist du am besten bedient, denn hier kannst du alle notwendigen Einstellungen manuell vornehmen und sogar dein Objektiv austauschen. Gerade, wenn du durch ein Teleskop fotografieren willst, ist es ideal, dass du dein Objektiv entfernen und ohne Objektiv fotografieren kannst. Daher nutzt Robert am häufigsten seine Spiegelreflexkamera für Nachtaufnahmen.
Dabei verwendest du in der Regel stattdessen einen Adapter oder T2-Ring, der individuell pro Kamerasorte erhältlich ist. Zusätzlich musst du mit einem anderen Adapter noch deine Kamera mit dem Teleskop verbinden. Dadurch bastelst du dir quasi dein eigenes Teleobjektiv.
Was musst du bei der Fotografie mit der Spiegelreflexkamera besonders beachten?
Da dies die beste Variante ist, sollten wir hier auch alle Einstellungen angeben, die du bei der Nutzung der DSLR/DSLM beachten musst. Allen voran muss deine Kamera grundsätzlich einen Chip besitzen, der die notwendigen langen Belichtungszeiten mitmacht. Besonders, wenn du nicht nur die Planeten, sondern auch Deep-Sky-Objekte in den Tiefen des Alls fotografieren möchtest.
Darüber hinaus solltest du Folgendes berücksichtigen:
- Autofokus unbedingt ausschalten.
- Ebenso die Automatik abstellen.
- Bitte den manuellen Modus wählen.
- Den Weißabgleich bitte auf Tageslicht (5600K) stellen (falls du mit RAW arbeitest, ist das nicht unbedingt nötig, da du das Foto auch nachbearbeiten kannst).
- Bitte die geringste Dateikomprimierung auswählen.
- Die Spiegelvorauslösung aktivieren.
- Die interne Rauschunterdrückung aktivieren.
- Blendeneinstellung B wählen.
- Für die Empfindlichkeit ISO 400-800 wählen (falls notwendig, kannst du hier auch mit ISO 1.600 arbeiten).
- Bitte mit Fernauslöser oder zeitverzögerter Auslösung arbeiten.
Noch ein Tipp zur Montage
Damit du mit der gewählten Kamera durch das Teleskop fotografieren kannst, musst du dafür sorgen, dass die Kamera nicht nur auf einem Stativ befestigt ist, sondern auch am Teleskop. Dafür kannst du dich zwischen drei Optionen entscheiden:
- Du kannst sie am Okularauszug befestigen.
- Du kannst die Kamera auf der Gegengewichtsstange festmachen (mithilfe eines Kamerahalters, der über eine Klemmung für die Stange verfügt).
- Oder du setzt sie auf den Teleskop-Tubus (mittels einer Prismenschiene mit Fotowinde).
Für jede Variante benötigst du einen eigenen Adapter, der speziell dafür gedacht ist. Robert empfiehlt in dem Fall die Befestigung auf der Gegengewichtsstange, weil das die stabilste Variante darstellt. Er benutzt sie gerne für die langbelichteten Aufnahmen der Milchstraße oder auch einzelner Sternbilder.
Theoretisch kannst du nach dem Aufbau der Ausrüstung bereits loslegen und die ersten experimentellen Bilder schießen. Aber nur theoretisch. Denn abgesehen von der richtigen Ausrüstung brauchst du jetzt noch den idealen Standort für die Aufnahmen!
Der ideale Standort für die Aufnahmen der Milchstraße
Vielleicht bist du etwas überrascht, dass es auch günstige und ungünstige Standorte für deine Bilder gibt, aber den Punkt haben wir eingangs schon kurz angesprochen. Überall dort, wo es zu hell ist, sind die Himmelslichter aufgrund ihrer Lichtschwäche nicht besonders gut sichtbar und das erschwert die Aufnahmen.
Das gilt besonders für Gegenden mit hoher Lichtverschmutzung, wie sie beispielsweise in Großstädten vorkommen. Aber auch der Himmel über einem hell erleuchteten Sportstadion ist für deine Zwecke nicht ideal, da du hier kaum etwas sehen kannst.
Die Wahl eines geeigneten Aufnahmeortes
Die Wahl des richtigen Standorts ist für eine erfolgreiche Astrofotografie genauso wichtig wie die Ausrüstung selber. Die beste und teuerste Ausrüstung kann ihr Potenzial nicht entfalten,
Wichtige Voraussetzungen sind also:
- Keine künstliche Aufhellung des Himmels.
- Keine Luftturbulenzen in der Umgebung.
Beides würde das empfindliche Teleskop negativ beeinflussen und das aufgenommene Bild verschwimmen lassen.
Dein idealer Standort sollte also folgende 6 Eigenschaften besitzen:
1. Der Himmel muss so dunkel wie möglich sein.
Jede Aufhellung ergibt bei längeren Belichtungszeiten kleine Farbstiche und außerdem sind lichtschwache Sterne später nicht auf dem Bild zu erkennen. Schon ein deutlicher Halbmond ist problematisch, wenn er nicht das Hauptmotiv deines Bildes sein soll.
Solltest du dennoch eine Lichtquelle beim Fotografieren in Kauf nehmen müssen, dann achte darauf, dass diese sich nördlich von dir befindet und das zu fotografierende Objekt südlich. Das macht deshalb Sinn, weil die interessantesten Objekt in südlicher Richtung liegen.
Online findest du Tipps und Karten („Light Pollution Maps“), die dir anzeigen, wie es um die Lichtverschmutzung („Light Pollution“) bestellt ist. So kannst du herausfinden, wo du dich für gute Aufnahmen am besten positionieren solltest. Die Gegenden mit hoher oder geringer Lichtverschmutzung sind dort farblich hervorgehoben.
2. Die Sicht in den Himmel darf nicht getrübt sein durch Dunst, Wolken, Staub oder ähnliches.
Denn auch in diesem Fall kannst du lichtschwache Sterne oder Objekte nicht ablichten. Zudem streuen diese Staub- und Dunstschichten das Licht sehr diffus – eine Wirkung, die du in deiner Astrofotografie nicht gebrauchen kannst. Je höher du über dem Meeresspiegel liegst, desto weniger hast du mit diesem Problem zu kämpfen, da die Luft klarer ist und es weniger bis kein Luftflimmern gibt.
3. Dein Standort darf nicht von Wärmequellen beeinflusst sein.
Das bedeutet, dass Straßen und Häuser, die Wärme abstrahlen, deine Sicht und somit die Aufnahmen negativ beeinflussen können. Stelle dir die Wärme vor, wie die Luft, die über einem Lagerfeuer flimmert. Mindestens ein Meter Abstand zu jeder Wärmequelle ist daher empfehlenswert, wenn auch in der Stadt nicht leicht einzuhalten. Falls du kannst, dann wähle einen Standort, der auf einer kleinen Anhöhe liegt, denn hier sind die Störungen viel geringer.
4. Achte auf das richtige Wetter für deine Aufnahme.
Du wirst ohnehin nicht während eines nächtlichen Schneesturms oder mitten in einem Platzregen versuchen, deine Aufnahmen zu machen. Auch ein stark bewölkter Himmel ist selbstverständlich kontraproduktiv.
Günstig ist es aber, die Aufnahmen nach einem ergiebigen Regenschauer zu schießen, denn dann ist die Atmosphäre frei von Staub und Dunst und du hast die besten Sichtverhältnisse. Leider musst du in diesen Fällen meist gegen einige Luftturbulenzen ankämpfen.
5. Berücksichtige generell die Mondphasen
Weil ein zu heller Mond oder schlechtes Wetter die Sicht trüben können, empfiehlt Olaf immer dringend, den Vollmond zu meiden und lieber bei Neumond auf die Pirsch nach guten Bildern zu gehen. Dafür gibt es sogar eine App („Blue Hour“) die dir die jeweiligen Mondphasen und Sonnenuntergangsphasen anzeigt. Ideal ist also die Neumondphase sowie die Zeit vor Mondaufgang.
6. Achte zusätzlich auf die richtige Jahreszeit
Natürlich kannst du jederzeit ein Foto vom Nachthimmel schießen, aber wenn du die Milchstraße gut erwischen willst, dann solltest du unbedingt auch die richtige Jahreszeit beachten. Denn vom Spätfrühling bis hinein in den Spätherbst kannst du die Milchstraße am besten sehen.
Nun kommt es nur noch darauf an, ob du auf der Nordhalbkugel oder der Südhalbkugel sitzt. Oder räumlich weiter im Norden oder Süden Deutschlands ansässig bist. Denn weiter im Norden ist die Nacht kürzer und somit bleibt dir nur ein kleiner zeitlicher Spielraum für deine Bilder.
Die Milchstraße lässt sich zwischen Februar und September gut fotografieren kann, wenn man in der nördlichen Hemisphäre sitzt und zwischen November und Februar, wenn man im Süden fotografieren möchte. Das trifft in dem Fall besonders auf Deutschland und die Schweiz zu.
Ausrüstungstipps und Einstellungen
Wir wollen natürlich keine Werbung für bestimmte Kameras machen, vor allem wirst du ja bereits deine Lieblingskamera besitzen und keine neue brauchen. Auch hinsichtlich der Einstellungen gibt es bei jeder Kamera unterschiedliche Möglichkeiten, die du aus der Bedienungsanleitung entnehmen musst.
Ausrüstungstipps
Olaf sagt immer, dass es besonders hilfreich ist, die Kamera bei Nachtaufnahmen praktisch „blind“ bedienen zu können. Das macht schon allein deshalb Sinn, weil du im Dunkeln die richtigen Rädchen und Knöpfchen finden solltest, damit du nicht nebenbei noch mit der Taschenlampe an der Kamera oder dem Stativ herumfummeln musst.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass du eine Digitalkamera mit hoher Lichtempfindlichkeit benutzt, denn nachts und mit wenig Licht sollten dennoch gute Bilder entstehen, ohne Bildrauschen, versteht sich.
Achte dabei besonders auf das Objektiv. Ideal ist ein Objektiv mit einer maximalen Blendenzahl von f/2,8. Du kannst zwar auch mit f/3,5 gute Ergebnisse erhalten, aber das ist schwieriger, weil du eine längere Belichtungszeit brauchst, damit das Bild am Ende hell genug ist. Das Problem dabei ist, dass dies zu unscharfen Bildern führen könnte. Neben dem Objektiv ist auch die Brennweite wichtig, wähle sie am besten so weit wie möglich.
Sehr schöne Ergebnisse hat Olaf mit seiner Canon Sigma 18-35 mm (f/1,8) erzielt, die sehr lichtstark ist. Aber das ist wie gesagt nur ein Hinweis. Du kannst auch mit deiner Kamera und dem richtigen Zubehör gute Bilder erhalten.
Wichtig ist: egal, welche Kamera du verwendest, nimm ein Stativ, sonst verwackelst du alles! Über das Stativ und den Fernauslöser haben wir oben schon gesprochen, daher sei dies nur der Vollständigkeit halber nochmal erwähnt.
Einstellungen
Deine Einstellungsmöglichkeiten hängen von der Kamera ab. Die wichtigsten Hinweise haben wir dir bereits eingangs aufgezeigt. Beispielsweise musst du Automatikeinstellungen und Blitz deaktivieren und alle notwendigen Anpassungen manuell vornehmen.
Achte bitte auf folgende Punkte:
- Hilfreich ist es, wenn du mit der Live-View-Funktion deiner Kamera arbeitest.
- Achte unbedingt auf einen hohen ISO-Wert, je lichtempfindlicher desto besser. In den meisten Fällen ist ISO 3200 ideal, das musst du aber bei jeder Aufnahme anhand der Umstände individuell ausprobieren.
- Benutze am besten eine offene Blende.
- Halte ganz pingelig die optimale Belichtungszeit ein. Ansonsten riskierst du nämlich verschmierte „Sternspuren“ auf dem Bild. Das liegt daran, dass die Erde sich dreht und somit – aus deiner Sicht – die Milchstraße weiter wandert, während du mit einer langen Verschlusszeit fotografierst. Dadurch hast du zwar genügend Licht für das Bild, aber eben auch die Spuren, die du natürlich nicht brauchen kannst.
Wie erreichst du die richtige Belichtungszeit?
Dafür gibt es einen praktischen Merksatz, der sich „500er-Regel“ nennt. Damit ist die Formel gemeint, die du dazu benutzt, die optimale Belichtungszeit zu berechnen. Dafür teilst du einfach die Zahl 500 durch die Brennweite deines Objektivs. Also beispielsweise 500/24mm = 20,83, ergibt eine Verschlusszeit oder Belichtungszeit von 20 Sekunden.
Manche arbeiten auch mit der 600er-Regel. Wenn du willst, kannst du beide ausprobieren, um herauszufinden, welche dir dabei hilft, die besten Bilder zu erzielen. Für uns ist die 500er-Regel optimal.
Was tun, wenn die Belichtung nicht korrekt war?
Wenn die Belichtung am Ende nicht passt, musst du dich auf Fehlersuche begeben. Kontrolliere zunächst, ob dein ISO-Wert zu hoch ist und sich daher Bildrauschen eingeschlichen hat. Es könnte auch sein, dass dein Bild überbelichtet ist, weil du übersehen hast, dass eine zu starke künstliche Lichtquelle das Bild mit beeinflusst hat. In dem Fall kannst du ebenfalls den ISO-Wert oder auch die Verschlusszeit reduzieren und es nochmal versuchen.
Ist das Bild hingegen unterbelichtet, könntest du zunächst die Aufblende kontrollieren, vorsichtig die Verschlusszeit erhöhen oder den ISO-Wert nach oben setzen. Verändere dabei immer jeweils eine Einstellung, damit du dem Fehler schneller auf die Spur kommst. Hier hilft leider nur Probieren.
Künstlerische Nachbearbeitung
Jeder Fotograf hat eine andere Absicht oder Botschaft, die er mit dem Bild vermitteln will. Daher hast du eine ganze Reihe von Möglichkeiten, deine Bilder künstlerisch nachzubearbeiten oder auch die Farben zu verändern, Tiefenschärfe einzubauen oder Ähnliches. Aus künstlerischer Sicht ist alles erlaubt, was du möchtest.
Es gibt sogar Apps, die du verwenden kannst, bevor du die Fotos machst. Verschiedene speziell für Milchstraßenfotos entwickelte Apps helfen dir dabei, die richtigen Orte und Zeitpunkte für die Aufnahme festzulegen oder zeigen dir sogar an, welche Sterne du gerade anvisierst. Sie enthalten Sterndatenbanken und hilfreiche Nachschlagewerke.
Zudem kannst du die Bilder auch anschließend nachbearbeiten, besonders bei den Farben kannst du hervorragend nachhelfen. Dazu ist es wichtig, dass du die Aufnahmen im bevorzugten RAW-Format erstellst.
Damit hast du später die besten Möglichkeiten der Nachbearbeitung, wie nachträglich schärfer zu machen oder Bildrauschen zu verringern. Und natürlich kannst du die Farbtemperatur der Milchstraße mithilfe des Weißabgleichs anpassen, sodass du die zu gelbe oder zu orange Farbe, die normalerweise auf Milchstraßenbildern vorhanden ist, neutraler gestaltest und sie etwas zurücknimmst.
FAZIT
Die Aufnahme des Nachthimmels, einzelner Sterne oder der Milchstraße erlauben dir, faszinierende und ausdrucksstarke Fotos zu erstellen, wenn du die richtigen Umstände und das optimale Equipment wählst.
Natürlich macht nur Übung den Meister, wie du weißt, sodass es keine allgemeingültige Regel gibt, die dir vorab sagt, an welcher Stelle du an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit stehen musst, um mit der Einstellung xy das beste Bild der Milchstraße zu schießen. Lass uns am Ende nochmal kurz zusammenfassen, worauf du insgesamt achten solltest, damit du viel Freude an deinen Fotos hast:
- Wähle den richtigen Standort und schließe Orte mit Lichtverschmutzung und Wärmestrahlung aus. Dabei helfen dir Sternkarten und Light Pollution Maps.
- Fotografiere zur richtigen Tages- und Jahreszeit. Also im besten Fall von Frühling bis Herbst während des Neumondes und bei klarer atmosphärischer Sicht.
- Achte auf die optimale Ausrüstung für dein Vorhaben: eine Kamera mit Wechselobjektiv, einen Fernauslöser und ein Stativ.
- Berücksichtige die richtigen Einstellungen: ISO 1600 bis 3200; Offenblende; 12-20 mm; 20 Sekunden Belichtungszeit. Diese können im Einzelfall abweichen, je nachdem, was du für ein Ergebnis erhalten willst.
- Letztlich zählt deine Absicht: was willst du auf dem Bild festhalten? Passe alle Einstellungen genau darauf an, was du mit dem Bild am Ende aussagen möchtest. Platziere dein Modell oder Motiv vor einem aussagekräftigen Hintergrund oder setze die Milchstraße oder ein anderes astronomisches Objekt in Szene.
- Am Ende bleibt dir noch die Möglichkeit, in der Nachbearbeitung verschiedene Farbeffekte einzubauen und das Bild kreativer zu gestalten.
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