Autofokus – Richtige Verwendung & unterschiedliche Arten

Bei der Einstellung einer Kamera für das perfekte Foto ist eines der wichtigsten Merkmale die Bildschärfe. Selbst wenn Belichtungszeit, Blende und Empfindlichkeit optimal eingestellt sind, ist das Foto unbrauchbar, wenn es unscharf und verschwommen aussieht. Daher ist es wichtig, beim Fotografieren das Objektiv immer auf die richtige Entfernung einzustellen. Aber warum muss man das überhaupt?

Schärfe und Brennpunkt

Die Fokussierung, die man früher auch als Entfernungseinstellung bezeichnete, ist erforderlich bei allen optischen Geräten, welche Licht mit Hilfe eines optischen Systems bündeln und dadurch Bilder wiedergeben. Du kennst das auch vom Fernglas, durch dieses siehst Du nur dann ein scharfes Bild, wenn Du es auf die richtige Entfernung einstellst. Warum das so ist, kannst Du anhand eines einfachen Beispiels gut verstehen.

Wenn Du einen Gegenstand durch eine einzelne Linse, auch Lupe genannt, betrachtest, so erscheint er für Dein Auge durch die Brechung der Lichtstrahlen größer, daher war früher auch die Bezeichnung Vergrößerungsglas geläufiger. Das virtuelle Bild dieses Gegenstandes in Deinem Auge ist dann am schärfsten, wenn sich dieser in einer bestimmten Entfernung von der Lupe befindet. Das ist der Brennpunkt, also der Punkt, an dem sich die Strahlen schneiden, die parallel zur optischen Achse der Linse einfallen. Der Brennpunkt, auch Fokus genannt (Lateinisch focus = Feuerstätte), befindet sich im Abstand der Brennweite auf der optischen Achse.

Im Brennpunkt sammelt eine Linse das Licht, das von einer weit entfernten Quelle wie zum Beispiel der Sonne ausgeht. Durch diese Bündelung der Strahlen in einem Punkt kann sogar so viel Hitze entstehen, dass Du damit Gegenstände in Brand setzen kannst. Wenn aber das Licht von einer näher gelegenen Quelle ausgeht – man spricht hier vom Motivpunkt – dann bündelt es die Linse nicht mehr im Brennpunkt, sondern im so genannten Bildpunkt. Dieser liegt in der Kamera auf der Ebene des Films oder des Bildsensors.

In einem weiteren Artikel wird darauf eingegangen, wann die HDR Funktion benötigt wird!

Fokussieren des Objektivs

Optische Systeme, also Ferngläser oder Objektive, bestehen aus einer Kombination von Linsen, die das Bild des Objektes auf eine Ebene hinter dem System projizieren. Das kann Dein Auge, ein fotografischer Film oder der Bildsensor Deiner Kamera sein. Ob der Bildpunkt exakt auf dieser Ebene liegt, hängt von dem Abstand zwischen Motiv und Linse ab. Wenn dieser Abstand optimal für eine bestimmte Entfernung passt, ist das Bild scharf. Näher am Objektiv befindliche oder weiter davon entfernte Details Deines Motivs haben ihre Bildpunkte in einer anderen Entfernung vom Objektiv oder von der Linse und werden dadurch nicht scharf abgebildet.

Wenn das Motiv näher ist, dann liegt sein Bildpunkt hinter dem Sensor. Dann entsteht auf diesem kein Punkt, sondern ein Kreis, weil der Kegel der gebündelten Lichtstrahlen in dieser Entfernung noch einen größeren Durchmesser hat. Das ist der so genannte Unschärfekreis. Umgekehrt liegt der Bildpunkt vor dem Sensor, wenn sich das Motiv zu weit von der Linse entfernt befindet. Es entsteht der gleiche Effekt, das Bild ist unscharf.

Das Fokussieren eines Objektivs erfolgt folgerichtig dadurch, dass man seinen Abstand zum Film oder Bildsensor abhängig von der Entfernung des Motivs vergrößert oder verringert, bis der Bildpunkt wieder auf dieser Ebene liegt. Diesen Punkt optimal zu treffen ist seit den Anfängen der Fotografie ein Bestreben. Bei den ersten Balgkameras erfolgte die Einstellung dadurch, dass das Objektiv durch einen beweglichen Balg mit der Kamera verbunden war und auf einer Schiene nach vorn und hinten bewegt werden konnte. Seitdem hat sich die dafür eingesetzte Technik jedoch rasant schnell weiter entwickelt.

Entfernungsmessung

Bei älteren Sucherkameras musste die Einstellung der Entfernung grundsätzlich manuell erfolgen. Das im Sucher sichtbare Bild bot dabei keine Hilfe, denn für dessen Erzeugung besaßen diese Kameras eine separate Optik, in der nicht – wie bei der Spiegelreflexkamera – das später auf dem Film aufgenommene Bild zu sehen war. Daher war man gezwungen, die Entfernung zum Objekt durch Messen oder Abschätzen zu ermitteln, um dann am Einstellring des Objektivs den richtigen Wert zu wählen.

Die erste Vereinfachung gegenüber dieser Methode war die Einführung von manuellen Entfernungsmessern, für welche man im Laufe der Zeit verschiedene Techniken entwickelt und immer weiter verbessert hat. Doch auch beim Einsatz dieser Geräte musste man die ermittelte Entfernung noch von einer Skala ablesen und manuell am Kameraobjektiv einstellen. Eine schon früh entwickelte Variante war der Schnittbildentfernungsmesser. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem Schnittbildindikator, der noch lange Zeit in den analogen Spiegelreflexkameras zum Einsatz kam. Dieser zeigt ein ähnliches Bild wie der Schnittbildentfernungsmesser, aber er misst nicht die Entfernung zum Motiv, sondern zeigt lediglich an, ob das Objektiv darauf fokussiert ist.

Da neben dem Verwackeln eine falsche Scharfeinstellung der Hauptgrund für unscharfe Fotos ist, entstand mit der zunehmenden Entwicklung von Automatikfunktionen der Wunsch, dem Fotografen die Arbeit zu erleichtern, indem eine Automatik auch diese Einstellung übernimmt.

Die Autofokus Funktion

Als Autofokus (AF) bezeichnet man die Technik optischer Geräte, insbesondere von Kameras, das Objektiv automatisch auf ein Motiv scharfzustellen. Die ersten Kameras mit dieser Funktion kamen 1977 auf den Markt und es folgten Entwicklungen aller Hersteller in unterschiedlichen Varianten. Die Technik setzte sich rasend schnell durch und wurde in kürzester Zeit zum Standard in allen neuen Spiegelreflexkamera-Modellen, um dann auch andere Kameratypen zu erobern. Inzwischen verfügen alle Digitalkameras über diese Hilfe.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Autofokus Arten:

  • Der passive Autofokus – hier wird nur das vom Motiv ausgestrahlte oder reflektierte Licht verwendet.
  • Der aktive Autofokus – er funktioniert auch in völliger Dunkelheit.

Das klingt zunächst einfach, weil es nur zwei Möglichkeiten gibt, doch beide Varianten können unterschiedliche Messmethoden und Techniken verwenden. Diese schauen wir uns jetzt einmal näher an.

Der passive Autofokus

Auch wenn die passiven Autofokussysteme auf ausreichendes Licht und guten Kontrast angewiesen sind, weil sie sonst nicht funktionieren, sind es die am häufigsten verwendeten. Für die Scharfstellung durch den passiven Autofokus hat man zwei verschiedene Techniken entwickelt, nämlich:

  • Der Kontrast-Autofokus – er kommt in den meisten Kompakt-, Bridge- oder Systemkameras zum Einsatz.
  • Der Phasen-Autofokus – mit ihm arbeiten die meisten digitalen Spiegelreflex-Kameras.

Diese unterscheiden sich ganz erheblich in ihren Funktions- und Arbeitsweisen, die wir im Nachfolgenden etwas näher erklären wollen.

Kontrast-Autofokus

Den Kontrast-Autofokus kennt man auch unter der Bezeichnung Kantenkontrastmessung. Bei ihr findet die Schärfemessung auf dem Bildsensor statt. Dabei prüft die Automatik die Schärfe anhand der Kontrastkanten im gewählten Autofokus-Feld. In der Praxis geschieht das, indem der Rechner der Kamera die Frequenzverteilung im Bild errechnet. Ein großer Anteil hoher Frequenzen zeigt einen abrupten Wechsel zwischen hellen und dunklen Flächen an, lässt also auf ein scharfes Bild schließen.

Doch das geht nicht so schnell wie man vielleicht vermuten könnte. Du hast vielleicht schon einmal bemerkt, dass sich der Autofokus sofort zu bewegen beginnt, wenn Du die Auslösertaste halb drückst, um mit der Fokussierung zu beginnen. Die Automatik geht nämlich zunächst grundsätzlich davon aus, dass das Bild unscharf ist und die Richtung, in welche sie das Objektiv bewegt, ist nicht unbedingt die richtige, sie ist zufällig gewählt.

Nach der ersten Bewegung stoppt der Autofokus und die Kamera prüft die Schärfe nach der beschriebenen Methode. Wenn das Bild jetzt unschärfer ist, ändert der Autofokus die Richtung, wenn es schärfer ist, behält er die Richtung bei. Das wiederholt er in kleinen Schritten, bis das Bild wieder unschärfer ist und dreht dann bis zum besten Messergebnis zurück.

Durch ein optisches Signal, das von Modell zu Modell unterschiedlich sein kann, zeigt Dir die Kamera jetzt an, dass die Messung beendet und sie für die Aufnahme bereit ist. Wenn Du eine Kamera mit dieser Technik besitzt, dann weißt Du, dass dieser Vorgang ein wenig Zeit benötigt. Auch beginnt, wenn Du eine neue Messung vornimmst, ohne den Bildausschnitt zu verändern, der Fokussierungsvorgang aufs Neue, was nochmals die gleiche Zeit in Anspruch nimmt. Das kann ein Nachteil sein, genauso wie die Tatsache, dass dabei sowohl der Motor als auch der Prozessor während des langen Zeitraums Strom benötigen, wodurch sich der Akku schneller entleert.

Phasen-Autofokus

Beim Phasen- oder Phasenvergleichs-Autofokus findet die Schärfemessung in der Regel nicht auf dem Bildsensor statt. Er benötigt einen eigenen AF-Sensor zur Ermittlung der Schärfe. Das ist ein Sensor-Chip, auf dem je nach Qualität der Kamera zwischen drei und über 100 Messfelder angeordnet sein können. Die Methode ist zwar wesentlich komplexer als der Kontrast-Autofokus, benötigt aber dennoch weniger Rechenzeit, weil sie schneller zum Ergebnis kommt.

Der Phasen-Autofokus arbeitet nach dem Prinzip des bereits erwähnten Schnittbildindikators. Bei ihm siehst Du im Zentrum der durch den Sucher zu sehenden Einstellscheibe einen zweigeteilten Kreis, dessen Hälften sich gegeneinander neigen. Dadurch bilden sie bei einem unscharfen Bild einen Teil des Motivs gegen den anderen versetzt ab. Wenn das Bild scharf ist, passen die Schnittbilder genau aufeinander.

Beim Phasen-Autofokus sind es zwei Sensorzellen, welche anhand von senkrechten Kanten die Lage der beiden Halbbilder zueinander beurteilen. Dieses Prinzip beruht auf der optischen Abstandsmessung durch Ermittlung der Winkel innerhalb von Dreiecken, der so genannten Triangulation. Der Autofokus berechnet dabei mit Hilfe von trigonometrischen Funktionen aus der Lage mehrere identischer Bilder, die einen Abstand voneinander haben, sowie einer falsch eingestellten Entfernung, wie der Winkel sein müsste, wenn die Entfernung für eine exakte Fokussierung die richtige wäre.

Diese Methode ist deshalb die schnellere, weil sie im günstigsten Fall nur eine Messung benötigt. Mit ihr berechnet sie nicht nur die richtige Entfernung, sondern sie erkennt auch die Richtung, in die sie das Objektiv bewegen muss. Zudem ist sie dadurch wesentlich treffsicherer als der Kontrast-Autofokus, was Olaf insbesondere bei der Tierfotografie sehr zu schätzen weiß.

Autofokus Arten – Verschiedene Sensoren und Messmethoden

Die Sensoren des Phasen-Autofokus orientieren sich an einer Linie, man nennt sie daher Liniensensoren. Genau wie der Schnittbildindikator am besten arbeitet, wenn das Motiv Konturen hat, die quer zur Schnittlinie verlaufen, funktioniert der Phasen-Autofokus nur dann richtig, wenn zwischen den beiden gemessenen Punkten variierende Lichtintensitäten auftreten. Deshalb arbeitet er umso genauer, je mehr AF-Sensoren die Kamera besitzt, deren Linienempfindlichkeiten quer oder auch diagonal zueinander liegen.

Für eine noch bessere und genauere Scharfstellung sind gute Kameras darüber hinaus mit Kreuzsensoren ausgestattet. Sie können Linien in zwei Dimensionen messen, das heißt ein Sensor dieser Art ersetzt zwei gewöhnliche Liniensensoren.

Um eine Weiterentwicklung des Phasenvergleichs-Autofokus handelt es sich beim Dual-Pixel-Autofokus, einer speziellen Entwicklung von Canon. Er misst bei weggeklapptem Spiegel über den Bildsensor, auf diesem sind alle effektiven Pixel mit zwei Fotodioden ausgestattet. Die Phasenerkennung erfolgt durch getrenntes Auslesen der jeweils rechten und linken Dioden, und die daraus entstehenden Parallaxenbilder nutzt die Kamera zur Berechnung der Phasendifferenz. Dadurch kann jeder Bildpunkt zur Phasendifferenzbestimmung beitragen, was eine sehr hohe Genauigkeit zur Folge hat.

Auch eine Kombination von Kontrast- und Phasen-Autofokus hat man bereits entwickelt, das ist der so genannte Hybrid-Autofokus. Dieser wendet im ersten Schritt den schnell durchgeführten Phasenvergleich an und erst im zweiten Schritt die Kontrastkantenmessung, was ebenfalls sehr genaue Ergebnisse mit sich bringt.

Die Messfelder

Um die optimale Schärfe einstellen zu können, müssen nicht nur möglichst viele Sensoren verwendet werden, sondern diese müssen auch auf möglichst viele Bereiche Deines Bildes ausgerichtet sein. Diese Bereiche sind die Messfelder und Du kannst sie sowohl flächendeckend über Dein gesamtes Bild als auch differenziert auf einzelne Teile des Motivs anwenden. Du hast grundsätzlich zwei verschiedene Arten der Messfeldwahl, nämlich:

  • Die automatische Messfeldsteuerung – die Kamera wählt die verwendeten Messfelder aus.
  • Die manuelle Messfeldsteuerung – Du wählst die verwendeten Messfelder aus.

Du hast aber innerhalb dieser beiden Varianten noch weitere Möglichkeiten, um Deine Auswahl zu verfeinern. Bitte bedenke aber bei den nachfolgend beschriebenen, dass diese je nach Kamerahersteller und -modell abweichen und dass Du deshalb eventuell nicht alle Varianten vorfindest. Details dazu findest Du in der Beschreibung Deiner Kamera. Wenn Du aber beabsichtigst, Dir eine Kamera zu kaufen, so kannst Du bei Deiner Kaufentscheidung schon berücksichtigen, welchen Komfort Du beim Autofokus nutzen möchtest.

Die automatische Messfeldsteuerung

Bei der automatischen Messfeldsteuerung kannst Du zwischen den folgenden Möglichkeiten wählen:

  • Alle Felder
  • Kleine Zone
  • Große Zone
  • Ein Hauptfeld, bei dem die Kamera mit dem Fokussieren beginnt (für alle aufgeführten Einstellungen möglich)

Bei der Auswahl aller Felder werden diese gleichermaßen bei der Messung berücksichtigt. Wie schon erwähnt, erfolgt die Fokussierung aber immer auf das der Kamera am nächsten Objekt. Das musst Du berücksichtigen, wenn sich innerhalb der AF-Felder Objekte in unterschiedlicher Entfernung zur Kamera befinden und Du auf eines von ihnen scharfstellen möchtest, welches sich weiter entfernt befindet.

Bei Kameras mit vielen Messfeldern findest Du oft die Auswahlmodi kleine oder große Zone. Bei der großen Zone kannst Du den Autofokus danach ausrichten, ob sich Dein Motiv in der Mitte oder eher links oder rechts davon befindet. Dann fokussiert die Kamera auf diesen Bereich. Bei der kleinen Zone kannst Du diese noch weiter einschränken und präzisieren. Diese Möglichkeit ist dann von Vorteil, wenn Du Teile Deines Bildes von der Fokussierung ausschließen möchtest und dennoch ein größerer Bereich als bei der Einzelfeldmessung berücksichtigt werden soll. Olaf nutzt diese Möglichkeit gerne bei Sportaufnahmen, wenn er nicht genau abschätzen kann, in welchem Teil eines bestimmten Bildbereiches er sein Motiv einfangen wird.

Die manuelle Messfeldsteuerung

Du hattest vielleicht schon einmal ein Problem mit der Scharfstellung und konntest Dir nicht erklären, warum diese nicht korrekt funktioniert. Dabei ist es oft der gleiche Fehler, der dabei unterläuft, nämlich die Auswahl der richtigen Messfelder. In der Automatik-Funktion übernimmt diese die Kamera. Du kannst sie nicht beeinflussen, aber Du bekommst ihre Lage im Sucher durch Linien oder Punkte (je nach Kameramodell) angezeigt. Wenn Du auf einen Punkt fokussieren möchtest, der außerhalb der Messfelder liegt, so wird das nicht funktionieren, weil die Automatik diesen Punkt nicht erfasst. Das wirst Du nur über eine manuelle Scharfstellung lösen können.

Nun kann es aber auch passieren, dass Du auf einen Punkt innerhalb der Messfelder fokussieren möchtest, aber das gelingt Dir trotzdem nicht. Warum ist das so? Es gibt wahrscheinlich im Bild einen Punkt, der sich näher an der Kamera befindet als der von Dir gewünschte. Der Autofokus visiert aber immer das Objekt an, das der Kamera am nächsten ist. In diesem Fall musst Du die automatische Auswahl der Messfelder ausschalten.

Dann kannst Du ein einzelnes Messfeld an dem von Dir ausgewählten Punkt ansteuern und der Autofokus wird auf diesen Punkt scharfstellen. Dazu rufst Du auf dem Display Deiner Kamera das Menü auf und wählst den Punkt „Messfeldsteuerung“. Dort kannst Du von der Funktion „Automatik“ in die Funktion „Einzelfeld“ wechseln und jetzt einzelne Messfelder auswählen. Die Auswahl der Messfelder kann je nach Kamerahersteller und -modell unterschiedlich erfolgen, hier ziehst Du auch hier die Bedienungsanleitung Deiner Kamera zu Rate.

Es kann auch sein, dass die Motivprogramme Deiner Kamera, also zum Beispiel das Landschafts- oder Porträtprogramm, eine Abschaltung der Automatikfunktion nicht zulassen. Dann ist die Auswahl im Menü gesperrt und Du musst ein Programm wie Blendenautomatik, Belichtungsautomatik oder ein anderes wählen.

Erweiterung des Einzelmessfeldes

Manchmal hast du beim Fotografieren Situationen, in denen auch eine Einzelfeldmessung kein optimales Ergebnis bringt. Das kann der Fall sein, wen Du ein bewegtes Motiv fokussieren willst und es ist zu klein, um es in einem einzelnen Feld zu verfolgen. Dann kannst Du bei guten Kameras unter zwei Möglichkeiten wählen:

  • Du kannst den Messbereich um ausgewählte Felder erweitern.
  • Du kannst den Messbereich um eine Gruppe von Feldern in unmittelbarer Umgebung Deines gewählten Feldes erweitern.

Die zusätzlich ausgewählten Felder messen dann zwar, aber sie tragen nicht zur Fokussierung bei. Erst wenn Dein Motiv nicht mehr vom Hauptfeld erfasst ist, schaltet sich das Nachbarfeld ein und die Scharfstellung erfolgt mit seiner Hilfe. Sobald das Motiv wieder in den Bereich des Hauptfeldes gerät, übernimmt dieses wieder seine Aufgabe.

Die Messung durch ein einzelnes Feld wendest Du vor allem dann an, wenn Du äußerst präzise auf eine bestimmte Stelle Deines Motivs fokussieren willst, wobei das Motiv dann unbewegt sein sollte. Das kann der Fall sein, wenn Du mit einer sehr offenen Blende arbeitest und deshalb nur eine geringe Schärfentiefe hast. Dann können minimale Erhebungen auf dem Motiv für die Scharfstellung von Bedeutung sein. Diese kannst Du ganz gezielt und präzise mit dem Einzelmessfeld anvisieren.

Spot-Autofokus

Aber es gibt auch Situationen oder Motive, für die selbst dieser Messbereich noch zu groß ist. Das kann insbesondere bei der Makrofotografie der Fall sein, wenn sich winzige Teile des Motivs in unterschiedliche Entfernung befinden. Dann führen schon kleinste Unterschiede im Abstand zu falscher Fokussierung.

Ein solcher Fall wäre, wenn Du auf eine bestimmte Stelle eines Schmetterlingsflügels scharfstellen möchtest, die aber durch ebenso kleine Details, wie zum Beispiel seine Fühler, teilweise verdeckt ist. Aber auch bei größeren Motiven wie einem Vogel, den Du durch die Zweige eines Gebüschs fotografieren willst, kannst Du bereits mit der Einzelfeldmessung Probleme bekommen.

Für diesen Fall haben sehr gute Kameras die Möglichkeit der Spotmessung, den so genannten Spot-AF. Mit dieser Einstellung verkleinerst Du das einzelne Messfeld nochmals und verwendest jetzt nur noch den inneren Teil des Linien- oder Kreuzsensors für die Messung. Bedenke aber, dass Du dafür ein möglichst bewegungsloses Motiv brauchst und eine sehr ruhige Hand haben solltest. Noch besser ist es aber, wenn Du dafür ein Stativ verwendest. Diese Methode lässt eine sehr genaue Messung zu und ist an Präzision kaum zu übertreffen, wovon auch Robert immer wieder begeistert ist.

Nachführungs-Autofokus

Wenn Du mit bewegten Motiven arbeitest, stellst Du Dir automatisch die Frage, wie die eingestellte Schärfe gehalten wird, insbesondere natürlich wenn sich durch die Bewegung die Entfernung verändert. Kann sich der Autofokus grundsätzlich und vor allem schnell an einen variablen Abstand zum Motiv anpassen?

Bewegt sich Dein Motiv nur langsam oder weitgehend auf der gleichen Entfernungsebene, dann reicht die einmalige Fokussierung, der Einzel-Autofokus (AF-S) durch leichtes Andrücken des Auslösers aus. Du kannst dann mit der Kamera Deinem Motiv folgen und im geeigneten Moment den Auslöser ganz durchdrücken und erhältst dabei ein scharfes Foto.

Oft reicht das aber nicht aus, und für diesen Fall haben die Hersteller inzwischen sehr komfortable Lösungen entwickelt, die folgendes können:

  • Die kontinuierliche Fokussierung (AF-C) ist intelligent genug, dass sie Bewegungen erkennt und das richtige Tempo findet, um diese zu verfolgen. Wenn Du den Auslöser halb drückst, stellt sie scharf, nimmt aber im Gegensatz zur einmaligen Fokussierung laufend weitere Messungen vor. Dabei berechnet sie sogar voraus, wo sich das Objekt vermutlich im nächsten Moment – also möglicherweise im Zeitpunkt der Aufnahme – befindet.
  • Bei der AF-Automatik (AF-A) erkennt die Kamera automatisch, wenn sich das Objekt zu bewegen beginnt und wechselt selbständig vom Einzel-Autofokus in die kontinuierliche Fokussierung.
  • Wenn Deine Kamera über eine dynamische Messfeldsteuerung verfügt, verwendet sie die benachbarten Messfelder, wenn Dein Motiv das ausgewählte Messfeld verlässt.
  • Beim 3D-Tracking nutzt Deine Kamera alle Messfelder und verfolgt das Motiv automatisch. Dazu muss sie erkennen, wie sich das Motiv bewegt. Hierfür nutzt sie die Farbkontraste in der Umgebung des zu Beginn ausgewählten Messfeldes, welche die Sensoren zur Belichtungsmessung ermitteln. Das hat den Nachteil, dass die Methode nicht zuverlässig funktioniert, wenn sich das Motiv farblich wenig vom Hintergrund unterscheidet.

In folgendem Artikel kannst du dich ausführlicher über die Funktionsweise eines Bildsensors informieren!

Autofokus-Konfiguration

Die beschriebenen Funktionen erfordern eine große Rechenleistung des Prozessors und sind dem Fotografen bei der Aufnahme bewegter Objekte äußerst hilfreich, weil er im manuellen Modus ständig nachfokussieren müsste. Sie werden von den Herstellern aber immer noch weiter entwickelt, um immer bessere Ergebnisse zu erzielen. Deshalb kannst Du inzwischen bei einigen Kameras die Arbeitsweise dieser Autofokus-Programme noch weiter modifizieren. Dabei kannst Du folgendes festlegen:

  • Mit der Regelung der AI-Servoreaktion kannst Du beeinflussen, wie die Kamera reagieren soll, wenn die aktiven Messfelder vom Motiv abschweifen oder wenn ihnen ein Hindernis in den Weg gerät. Wenn Du den Wert reduzierst, verlangsamt sich die Reaktion des Autofokus darauf. Allerdings braucht es dann auch mehr Zeit, wenn Du auf ein neues Motiv fokussierst. Du kannst diesen Wert auch erhöhen, wenn Du eine schnellere Reaktion für notwendig hältst.
  • Den Wert für die Nachführung bei Beschleunigung/Verzögerung kannst Du in der Regel nur erhöhen. Damit verbessert sich die Reaktion auf abrupte Bewegungs- und Geschwindigkeitsveränderungen. Allerdings können dann auch kleinere Veränderungen die Automatik irritieren und zu ungewollten Ergebnissen führen.
  • Ebenfalls erhöhen kannst Du den Wert für die AF-Feld-Nachführung. Damit bestimmst Du, wie schnell die Kamera auf ein benachbartes Messfeld umschaltet, wenn das Motiv das von Dir gewählte Feld verlässt. Wenn die Umschaltung schneller erfolgt, kann es aber auch passieren, dass der Autofokus plötzlich auf ein ganz anderes Detail scharfstellt, welches plötzlich ins Bild gerät.

Du solltest also bei allen Konfigurationsmöglichkeiten mit Fingerspitzengefühl arbeiten und durch Ausprobieren herausfinden, wie sich die Reaktionszeiten verändern und wie sich das auf Dein Ergebnis auswirkt. Dann ist das eine tolle Sache, wie auch Olaf immer wieder feststellen muss.
Beachte auch hier bei allen Ausführungen, dass die Bezeichnungen der Funktionen noch nicht von allen Herstellern einheitlich angegeben werden. Wenn Du etwas nicht findest, sollte Dir die Bedienungsanleitung immer weiterhelfen.

Schnappschüsse und Schärfentiefe

Jetzt hast Du sehr viele Möglichkeiten kennen gelernt, mit welchen Du Dein AF-Programm bestmöglich nutzen kannst, aber Du fragst Dich vielleicht, wie Du denn bei all den Einstellungsmöglichkeiten noch einen schnellen Schnappschuss von einer Situation machen kannst. Das ist gar nicht so schwer, denn dafür brauchst Du keine einzelnen Messfelder oder gar eine Spotmessung, wenn Du einen wichtigen Punkt beachtest. Wähle eine möglichst kleine Blendenöffnung, denn dadurch erreichst Du mehr Tiefenschärfe, die Du in dem Fall benötigst. Dann ist es gleich, ob der Autofokus auf die Nasenspitze einer Person oder auf den vor ihr sitzenden Hund scharfstellt.

Ein Objektiv mit kleiner Brennweite trägt ebenfalls dazu bei, dass Du ausreichend Tiefenschärfe erhältst, diese gibt Dir den nötigen Spielraum und Dein Foto erscheint insgesamt scharf. Wenn Du die Belichtungszeit mit Hilfe der Automatikfunktion an die gewählte Blende anpasst, brauchst Du Dich um nichts mehr zu kümmern und hast eine perfekte Schnappschusseinstellung.
Diesen Effekt nutzt man bei einfachen Kleinbildkameras, um völlig auf eine Fokussierung des Objektivs verzichten zu können. Man hat dann ein so genanntes Fixfokus-Objektiv, welches der Kamera eine aufwändige Technik erspart. Nach diesem Prinzip arbeiten auch Sofortbildkameras und andere, deren Bauweise auf jegliche Möglichkeiten zur Objektiveinstellung verzichtet.

Der aktive Autofokus

Der aktive Autofokus hat den großen Vorteil, dass er auch bei absoluter Dunkelheit funktioniert. Das ist aber nur möglich, wenn die Kamera ein lichtunabhängiges Signal aussendet, auf dem die Entfernungsmessung basiert. Dafür gibt es zwei Verfahren, die wirklich die Bezeichnung „aktiv“ verdienen:

  • Akustische Längenmessung durch Ultraschall (Sonar) – Aus der Reflektion eines von der Kamera ausgesandten, unhörbaren Ultraschall-Signals durch das Motiv lässt sich die Entfernung berechnen. Grundlage für die Berechnung ist dabei die Zeit, welche das Schallsignal benötigt, um den Weg bis zum Motiv und zurück zu überwinden.
  • Entfernungsmessung mit Hilfe eines Infrarot-Messstrahls – Diese basiert auf einem ähnlichen Prinzip. Hier wird jedoch mit Hilfe des Winkels, in dem das vom Motiv reflektierte Infrarotsignal wieder bei der Kamera ankommt, die Entfernung ermittelt.

Diese Systeme haben sich trotz ihres Vorteils, auch bei Dunkelheit zu funktionieren, nicht durchsetzen können. Die Infrarot-Messung ist mitunter noch in einfachen Schnappschuss-Kameras integriert, hat aber für anspruchsvolle Fotografie eine zu geringe Reichweite. Die Ultraschall-Messung hingegen scheiterte bereits an der aufwändigen Technik, die hierfür erforderlich ist. Vor allem der erforderliche Lautsprecher an der Kamera nahm viel Platz ein, dazu kommt, dass sie bei der Fokussierung große Ungenauigkeiten zeigte.

Wenn Du die beiden Systeme mit den technischen Möglichkeiten der geläufigen Autofokus-Systeme vergleichst, merkst Du sofort, dass sie mit den Ergebnissen nicht konkurrieren können, weil sie nur die Entfernung zu einem Motiv ermitteln können. Differenzierte Messungen wie sie durch den Kontrast- oder Phasen-Autofokus möglich sind, lassen sich mit diesen auf Reflektion beruhenden Verfahren nicht durchführen.

Autofokus-Hilfslicht

Ein System, das zwar zu den aktiven Systemen gerechnet wird, ist der Einsatz einer Autofokus-Hilfsleuchte, auch Hologramm-Autofokus genannt. Bei dieser Methode erfolgt die Entfernungsmessung mit Hilfe eines Laserlichts, welches jedoch nicht aktiv zur Entfernungsmessung dient. Es ist lediglich eine Unterstützung zur Beleuchtung des Objektes, damit der passive Autofokus das Motiv „sieht“ und ordnungsgemäß arbeiten kann.

Das AF-Hilfslicht ist meist ein rotes oder grünes Licht im sichtbaren Bereich, aber auch unsichtbares Infrarotlicht verwendet man mitunter. Mit diesem Licht projiziert die Kamera bzw. der Blitz ein Linienmuster auf das Motiv, welches dem Autofokus sogar auf Flächen ohne jeden Kontrast den Phasenvergleich ermöglicht. Dadurch kannst Du das Hilfslicht auch dann verwenden, wenn das Objekt zwar ausreichend ausgeleuchtet ist, aber zu wenig Kontrast aufweist.

Wenn Deine Kamera über einen eingebauten Blitz verfügt, dann ist ein solches Licht in der Regel integriert. Ansonsten findest Du das AF-Hilfslicht in Deinem Blitz. Bei manchen Modellen kannst Du auch das Licht des externen Blitzes zur Fokussierung nutzen. Das ist aber nur möglich, wenn Du im Menü Deiner Kamera unter „Steuerung externes Speedlite/Blitzzündung“ (oder bei anderen Modellen vielleicht eine ähnliche Bezeichnung) die Auslösung unterdrücken kannst. Wenn dann das Hilfslicht nicht aktiv ist, kannst Du es wahrscheinlich im Menü separat steuern. Dann musst Du es unter dem Menüpunkt „Blitz Einstellungen“ aktivieren.

Wenn Du die vielfältigen Möglichkeiten des AF-Systems Deiner Kamera beherrschst, kannst Du kaum noch etwas verkehrt machen und die Technik wird Dir sehr viel Arbeit abnehmen, so dass Du Dich auf Dein Motiv und die Bildgestaltung konzentrieren kannst. In diesem Sinne findest du auf dieser Webseite auch noch eine Auflistung der besten Handy Fotografen Apps.

Über Olaf 50 Artikel
Olaf fotografiert am liebsten Essen. Seine kreative Ader begann schon 1985 mit der Musikproduktion. Das professionelle Musikstudio wurde über die Jahre mit Möglichkeiten zur Bildbearbeitung und Videoproduktion erweitert. Die Inhalte für die YouTube Kanäle, die Social Media Profile und die Webseiten produziert Olaf weitgehend selber und kennt sich somit seit vielen Jahren mit dem professionellen Einsatz von Foto- und Videoausrüstung aus.

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